Fünf Tipps für eine erfolgreiche Zusammenführung
Katzen sind entgegen vieler Behauptungen keine Einzelgänger, sondern durchaus gesellig. Sie jagen zwar alleine, sind also Einzeljäger, aber eben keine Einzelgänger. Man kann sie durchaus an die Einzelhaltung gewöhnen, gerade wenn die Tiere früh von Mutter und Geschwistern getrennt wurden. Trotzdem ist eine Mehrkatzenhaltung vorzuziehen, sofern die Rahmenbedingungen und Möglichkeiten es hergeben. Zudem gilt es bei der Zusammenführung ein paar grundlegende Dinge zu beachten, damit man keine Partei überfordert. Auch sollte man mit realistischer Erwartungshaltung an die Sache ran gehen - man kann nicht erwarten, dass zwei fremde Katzen sofort dicke Freunde werden.
Welche Katzen passen zueinander?
Nur weil Katzen der gleichen Art angehören, passen sie noch lange nicht automatisch zusammen. Wie bei uns Menschen entscheiden auch hier Sympathie und ob die „Chemie“ stimmt, sowie das nötige Fingerspitzengefühl auf Seiten des Menschen.
Bei der Auswahl der „neuen“ Katze sollte man zudem ein paar Kriterien berücksichtigen, wie Alter, Geschlecht oder auch der Grundcharakter. Eine schon im Haushalt lebende, ältere Katze kann sich von einem aufgedrehten, spielfreudigen Kitten schnell genervt und überfordert fühlen. Zudem bleiben manche Rassekatzen lieber unter sich und auch Vorerkrankungen oder die Vorgeschichte von Katzen aus dem Tierschutz können wichtige Faktoren sein und Einfluss auf eine Vergesellschaftung haben
Es liegt in der Hand von uns Menschen, für das Wohl und die Zufriedenheit unserer Katzen zu sorgen und die individuellen Bedürfnisse zu berücksichtigen. Das gilt auch für die Wahl einer passenden Katze. Die Folgen einer falschen Wahl können zu Verhaltensproblemen wie Rückzug, Unsauberkeit, Depression oder gar bis zum Mobbing unter den Katzen führen.
Wie gestalte ich die Zusammenführung?
Eine neue Katze wird von der schon im Haushalt lebenden Katze immer erstmal als Eindringling oder gar Bedrohung ansehen - ein ganz natürliches Verhalten. Die vorhandene Katze betrachtet ihre Umgebung als ihr Revier, welches sie über Duftdrüsen an Schläfen und Kinn mit ihren Pheromonen markiert.
Diese Welt der chemischen Kommunikation ist wichtig für Katzen – die Chemie muss stimmen. Sie fühlt sich wohl, wenn das gesamte Revier nach der vorhandenen Katze riecht. Kommt eine neue Katze hinzu, riecht diese erstmal fremd. Dieses Wissen führt uns zum ersten Schritt der Zusammenführung:
Tipp 1: Sie können beide Katzen im Vorfeld schon mit einem Handtuch leicht abreiben – vor allem an Schläfen und Kinn, weil sich dort die Duftdrüsen befinden. Dieses legt man dann der anderen Katze zum Schnuppern hin – idealerweise schon ein paar Tage zuvor. So macht man die jeweils andere Katze mit dem Geruch der neuen Mitbewohner-Mieze vertraut. Auch gewöhnt sich die neue Katze so auf sanfte Weise an den Geruch des Hauses.
Der Tag des Einzugs steht nun bevor und bedeutet vor allem für die neue Katze viel Stress. Eine neue Umgebung, neue Menschen, die sie noch nicht gut kennt, fremde Gerüche und eventuell auch noch der Verlust von Geschwistern oder vertrauten Katzenfreunden. Umso wichtiger ist es, sie mit der neuen Umgebung nicht zu überfordern und ihr erstmal in Ruhe Raum zu geben, am ankommen zu können.
Tipp 2: Zu Beginn sollten neue Katzen immer erstmal allein einen Teil ihres zukünftigen Zuhauses entdecken können. Am besten überlegt man sich im Vorfeld, welche Räumlichkeiten dafür am geeignetsten sind, um die Katzen voneinander zu separieren. Ein Katzenklo, Wasser und ein Futternapf sollten für die neue Katze schon bereitstehen. Vermeidet es, die neue Katze in der Transportbox eingesperrt den vorhandenen Katzen zeigen, das wäre für die neue Katze eine sehr stressige Situation. Lasst der neuen Katze auch die Zeit, die sie braucht, bis sie von selbst aus der Box raus kommt und den für sie eingerichteten Raum inspizieren will und drängt sie nicht.
Von diesem Zeitpunkt an bestimmen alle beteiligten Katzen das weitere Vorgehen und die Geschwindigkeit des Zusammenführens. Die schon vorhandenen Katzen werden vermutlich neugierig die Tür belauern, hinter der die Neue eingezogen ist. Bei einigen Katzen kann man schon nach rund einer Stunde die Tür öffnen und offen lassen, andere sollten tage- oder gar wochenlang separiert werden.
Normalerweise gewöhnen sich die Katzen jeden Tag etwas mehr aneinander. Dass immer wieder mal gefaucht oder geknurrt wird ist ganz normal, aber das gibt sich mit der Zeit und oft überwiegt dann doch die Neugierde aufeinander. Mit positiver Verstärkung kann man hier zudem einwirken, was uns zu Punkt 3 führt.
Tipp 3: Mit positiver Verstärkung betont und belohnt man jedes erwünschte Verhalten. Wenn zum Beispiel die beiden sich fremden Katzen sich Nase an Nase begrüßen, lobt man beide überschwänglich und gibt ihnen vielleicht auch noch ein Leckerli. Unser Trockenfutter eignet sich dafür zum Beispiel super. Wer seine Katzen auf den Klicker konditioniert hat, kann mit diesem die gewünschten Verhaltensweisen „einfangen“ und markern und daraufhin gezielt belohnen. Auf diese Weise wird das erwünschte Verhalten für die Katze mit etwas schönem und angenehmen verknüpft.
Tipp 4: Schafft gemeinsam etwas Neues mit allen beteiligten Katzen. Das kann ein neuer Kratzbaum sein, ein neuer Karton, ein neues Spielzeug – also im Grunde alles, was für alle Katzen nicht vertraut riecht und noch nicht von ihnen markiert oder benutzt werden. Mit diesem Neuen schafft man eine gleichberechtigte Situation für die Katzen. Alle werden neugierig sein und es entdecken wollen. Am besten positioniert man sich selbst in der Mitte von allen und hält viele Leckerli und noch mehr Lob für jede positive Annäherung bereit.
Tipp 5: Habt Geduld und beobachtet eure Katzen. Es sollten sich nach und nach Fortschritte im Zusammenleben miteinander zeigen, auch wenn es normal ist, dass hier und da die Fetzen fliegen. Sollte dies zu heftig geschehen, ist es durchaus angebracht, einzuschreiten. Andererseits ist es aber auch nicht gut, sich „gluckenhaft“ verhalten! Die Katzen werden sich mit der Zeit immer weiter annähern, nebeneinander fressen, miteinander spielen, in den wilden 5 Minuten durch die Wohnung fetzen und sich in der Nähe des anderen ausruhen. Vielleicht kuscheln sie sogar irgendwann zusammen, sofern beide Katzen der Typ dafür sind. Sicher ist – jeder Moment der Annäherung ist schön mit anzusehen und die Mühen bis dahin wert.